Das Mosel Musikfestival gilt als das älteste und größte seiner Art in Rheinland-Pfalz. 2018 erlebte es zum ersten Mal in seiner 35-jährigen Geschichte einen Intendantenwechsel. Dieser fällt in eine Zeit in der gerade auch der kulturelle Bereich durch Digitalisierung, verändertes Kulturnutzungsverhalten, dramatische Verschuldungssituationen in Kommunen, eine ungeheure Angebotsvielfalt und demographischer Wandel vor riesigen Herausforderungen steht – ein eingeführtes Destinationenfestival, ebenso wie ein Stadttheater oder ein Museum haben heutzutage längst kein fristloses Abonnement auf Relevanz und Sinnhaftigkeit mehr. Lilian Erbel und Tobias Scharfenberger zeigen in ihrem Vortrag anhand des Beispiels der Weiterentwicklung des Mosel Musikfestivals, dass gerade auch Kulturinstitutionen sich heute weitaus mehr als agile Unternehmen mit Innovationscharakter denn als Hüter eines musealen, sich permanent wiederholenden Repertoires begreifen müssen.
Lilian Erbel, Kaufmännische Geschäftsführung und Tobias Scharfenberger, Intendant geben uns einen Einblick in die strategische Organisationsentwicklung des Mosel Musikfestivals.
Vita Tobias Scharfenberger:
Geboren in Gräfelfing und aufgewachsen in Hamburg und Trier erhielt Tobias Scharfenberger seine Gesangausbildung zunächst privat bei Vera Ilieva sowie an den Musikhochschulen von Hannover und Karlsruhe. Darüber hinaus bekam er wichtige Anregungen in Meisterkursen bei Brigitte Fassbaender sowie als Stipendiat des „Steans Institute for Young Artists“ beim Ravinia Festival Chicago, wo er Gelegenheit hatte, mit Musikerpersönlichkeiten und Pädagogen wie Sir Thomas Allen, Peter Schreier, u.a. zu arbeiten.
Noch während des Studiums debütierte er 1992 als Moralés in Bizets „Carmen“ an der Oper Frankfurt am Main. Es folgten weitere Gastverträge unter anderem an der Staatsoper Stuttgart, dem Staatstheater Kassel und dem Theater Klagenfurt. Von 1995-97 gehörte Tobias Scharfenberger zum Ensemble des Theaters Bielefeld, wo er sich wichtige Partien des lyrischen Baritonfachs erarbeitete (u. a. Dr. Falke, Barbiere di Siviglia, Papageno, Conte Almaviva). Von 1997-2000 war er Mitglied des Ensembles der Oper der Stadt Köln sowie von 2009-2013 Ensemblemitglied der Vereinigten Bühnen Krefeld/Mönchengladbach. Als freischaffender Opern- und Konzertsänger hatte er Gastengagements an wichtigen deutschen Bühnen (darunter Komische Oper Berlin, Aalto-Musiktheater, Deutsche Oper am Rhein) und sang vielfach in Italien (Teatro Verdi, Padova, Teatro Carlo Felice, Genova, Barga-Festival, Teatro delle Muse, Ancona) sowie den Niederlanden, Luxembourg, Spanien, Russland, Tschechien, Israel, der Schweiz und Australien. Er erhielt Einladungen zu bedeutenden Festivals darunter die Schwetzinger Festspiele, die Bachwoche Ansbach, das Bachfest Leipzig und das Melbourne Festival.
Tobias Scharfenbergers umfangreiche Konzerttätigkeit führte zur Zusammenarbeit mit so namhaften Dirigenten wie Zubin Mehta, Kent Nagano, Wolfgang Sawallisch, Jeffrey Tate, Stefan Soltesz, Ivor Bolton und Christoph Poppen. Im Bereich der historisch orientierten Aufführungspraxis sang er unter der Leitung von Thomas Hengelbrock, Reinhard Goebel und Federico Maria Sardelli. Er gastierte bei renommierten Orchestern und Ensembles wie dem Israel Philharmonic Orchestra, den Bamberger Symphonikern, dem Münchener Kammerorchester, dem Orchestra Sinfonica Nazionale delle RAI, der Dresdener Philharmonie, dem Balthasar-Neumann-Ensemble und Chor, dem Dresdener Kreuzchor, Windsbacher Knabenchor, und dem WDR-Rundfunksinfonie-Orchester Köln.
Von 2012-14 absolvierte er den berufsbegleitenden Studiengang „Executive Master in Arts Administration“ an der Universität Zürich. Nach einem kurzen Intermezzo als Betriebsdirektor und stellvertretender Intendant am Theater Trier, übernahm er 2018 die Leitung des Mosel Musikfestivals.